Bereits in den 50er Jahren begannen Therapeuten auf verschiedenen Plätzen der Welt nicht mehr nur mit Einzelpatienten zu arbeiten, sondern auch das Umfeld der Klienten in ihre Arbeit mit einzubeziehen. Man begann die vorliegenden Problematiken nicht als „Eigenschaften“ dem Einzelnen zuzuordnen, sondern die „Probleme“ zunehmend als Bestandteil sozialer Systemstrukturen zu verstehen.
Die Begrifflichkeit des Systems spielt hierbei eine große Rolle. Wir gehen davon aus, dass Systeme sich in einer bestimmten Weise gestalten und funktionieren (Kybernetik).
D.h. das sich die einzelnen Teile innerhalb eines Systems stets gegenseitig beeinflussen. Man kann dies Prinzip natürlich stark vereinfacht, aber doch am besten mit dem Bild eines Mobiles veranschaulichen: Bewegt sich eines der Teile (z.B. durch eine Therapie) müssen sich zwangsläufig alle anderen Teile mit bewegen.
Man geht also davon aus, dass jede Veränderung auch nur eines Teilnehmers im System eine Veränderung für alle zur Folge hat.
Unter Berücksichtigung dieser Sichtweise setzt die Systemische Therapie entsprechend mit Methoden und Techniken an, um z.B. biografische Muster aufzudecken, Ressourcen oder Lösungen in problematischen Situationen zu erarbeiten, die dem System gemäß sind.
Virgina Satir war eine maßgebliche Begründerin dieses therapeutischen Ansatzes. So entwickelte sie basierend auf den Erkenntnissen Morenos verschiedenen Techniken, z.B. die Skulpturarbeit. Satir geht davon aus, dass der gesunde Mensch von Grund auf gut ist und diese Bewältigungsstrategie ins Leben mitbringt. Nach ihrem Konzept ist der Mensch in der Lage auf der Basis von Respekt und Liebe mit Schwierigkeiten des Lebens fertig zu werden, sofern er die Möglichkeit hat, sich wirklich frei zu entscheiden. Ihr Ansatz ist der Grundsatz der Systemischen Arbeit, die immer davon ausgeht, dass der Klient die Lösung seiner Problematik in sich trägt. Das spiegelt sich dann auch in der Systemischen Grundhaltung wieder.
Heute ist die Systemische Therapie seit Dezember 2008 in Deutschland wissenschaftlich anerkanntes Heilverfahren und ist Grundlage für fast jede Arbeit im sozialen Bereich.
Seit 2018 ist die systemische Therapie auch Kassen zugelassen, ohne allerdings Regelverfahren zu sein.